Anwendungsbereiche

Anwendungsbereiche (Einführung)

Ayurveda beschäftigt sich als ganzheitliche Heilkunde mit allem, was das Leben beinhaltet. So wie die Gesundheit des Einzelnen abhängt von seinen Lebensgewohnheiten, der Ernährungsweise und der Erfüllung von körperlichen und emotionalen Bedürfnissen, so beinhaltet auch die ayurvedische Heilkunde vielseitige und individuell anwendbare Massnahmen und Empfehlungen zur Erhaltung der Gesundheit und Heilung von Krankheiten.

Die ayurvedische Therapie ist über die Jahrhunderte ihrer praktischen Anwendung zu einem komplexen System gereift, das die moderne Medizinlandschaft in vielerlei Hinsicht bereichern kann. Ayurveda bringt Erfolge bei Erkrankungen, die in herkömmlichen Systemen als schwer behandelbar gelten.

Die Kombination von sowohl medizinischen wie auch gesundheitserhaltenden, psychologischen und spirituellen Aspekten in der Ayurveda-Heilkunde ergibt eine wirkungsvolle, im wahren Sinne ganzheitliche Therapie.

Ayurveda vertritt den Grundsatz der Individualität sowohl in Ernährungs- und Verhaltensfragen als auch in der Therapie. Dies erklärt, weshalb Patienten mit der gleichen Krankheit völlig verschieden behandelt werden können.

Das Spektrum der Massnahmen ist sehr breit gefächert – was für den Einzelnen das Richtige ist, kann nur im individuellen Fall entschieden werden. Den Massstab hierfür liefern ausführliche Gespräche, aber auch die subjektiven Bedürfnisse und Vorlieben des Klienten: Gesundheitlich sinnvoll ist schliesslich nur, was auch Freude bereitet!  

 

Ayurveda in der Naturheilpraxis

Heilpraktiker stellen in Deutschland eine Sonderform im Gesundheitswesen dar und ermöglichen somit eine breitere Palette von ganzheitlich orientierten medizinischen Ansätzen. Ayurveda bietet einen reichhaltigen und dynamischen Wissensschatz, der ein umfassendes Krankheitsmanagement ermöglicht und ganzheitliches Wohlbefinden auf einer tiefen Ebene unterstützt. Deshalb fördern wir nicht nur das Wissen und die Praxis des traditionellen Ayurveda, sondern setzen uns auch für die Integration von Ayurveda in das moderne Gesundheitssystem ein. Wir sind davon überzeugt, dass Ayurveda einzigartige Möglichkeiten bietet, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen auf der ganzen Welt zu fördern. Wenn auch Sie Teil dieser Bewegung sein möchten und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Bereich des Ayurveda erweitern möchten, schließen sie sich uns an. Gemeinsam setzen wir uns für die Verbreitung und Weiterentwicklung des Ayurveda ein.  
Der VEAT bietet Heilpraktiker*innen, die auf dem Gebiet des Ayurveda tätig sind, eine Möglichkeit zur VEAT-Zertifizierung und eine Plattform zum Austausch und zur Weiterbildung. 

 

  • Ayurveda-Medizin

Neben dem Wissen um die gesunde Lebensweise verfügt die ayurvedische Medizin über zwei sehr intensive Behandlungsmethoden, mit denen selbst schwere Krankheiten erfolgreich behandelt werden können: Dravyaguna (Kräuterheilkunde) und Panchakarma (Ausleitungs- und Reinungstherapie). Die beiden Therapieformen werden von den Ayurveda-Ärzten als ambulante Therapie oder stationäre Kur ausgeführt. Eine medizinische Ayurveda-Behandlung begleitet den Patienten über einen langen Zeitraum, in dem der Heilungsprozess entsprechend dem individuellen Beschwerdebild ganzheitlich begleitet wird, damit die Ursachen und Symptome der Krankheiten nachhaltig behandelt und beseitigt werden können.

Gemäss dem klassischen Therapiekonzept beginnt die medizinische Behandlung immer mit einer intensiven Reinigungskur (Panchakarma), die den Körper von seinen Krankheitsursachen und angesammelten Schlacken befreit. Nach diesem umfassenden Reinigungsprozess beginnt die aufbauende und stabilisierende Dravyaguna-Therapie, in der die einzelnen Körpergewebe und gesunden Funktionsprinzipien mit pflanzlichen, tierischen und mineralischen Präparaten und heilenden Rezepturen erneuert werden.

 

Panchakarma

Die Panchakarma-Reinigungsmethoden sind bereits sehr alt und werden seit vielen Jahrhunderten erfolgreich angewendet. Mit einem komplexen System aus fünf (panch) Handlungen (karma) werden giftige Substanzen, Stoffwechselschlacken und Krankheitsursachen ausgeleitet. Die fünf Ausleitungsverfahren werden entsprechend der individuellen Erkrankung gewählt und auf den allgemeinen Gesundheitszustand abgestimmt.

Nicht für alle Krankheitsbilder ist Panchakarma gleich gut geeignet. Hervorragende Ergebnisse erzielen die intensiven Reinigungsverfahren bei allen chronischen und hartnäckigen Erkrankungen und bei psychosomatisch bedingten Beschwerden, zum Beispiel bei allen Hauterkrankungen, Verdauungsstörungen, Autoimmunerkrankungen, Impotenz, Tinnitus oder Schlaflosigkeit. Auch Herzerkrankungen, Diabetes oder Störungen des Bewegungsapparats können sehr gut behandelt werden.

In der Regel dauert eine Panchakarma-Kur zwischen 3 und 12 Wochen. Je schwerer und lang anhaltend das Beschwerdebild ist, um so länger und umfassender die Behandlungen. Eine Panchakarma-Kur ist kein Erholungsurlaub mit gesundheitsfördernder Wirkung, sondern harte Arbeit für Arzt, Therapeuten und Patienten. Die ausleitenden Therapien – medizinisches Erbrechen (Vamana), Abführen (Virecana), Einläufe (Basti), Nasen- und Stirnhöhlenbehandlung (Nasya), Aderlass (Rakta Moksa) – reinigen nicht nur den Verdauungstrakt. Durch das Konzept von Vorbereitungen, Ausleitungen und Nachbehandlungen werden Organismus und Geist nachhaltig auf ganzer Ebene erneuert. 

 

  • Ayurveda-Therapie

Die vielfältigen Öl- und Trockenbehandlungen der Ayurveda-Therapie unterstützen den Körper gezielt in seinem Reinigungs- und Erneuerungsprozess. Viele Beschwerden können reduziert oder beseitigt werden und wir finden in unser ursprüngliches Dosha-Gleichgewicht zurück. Die ayurvedischen Massagebehandlungen werden auch als Vorbereitung für Panchakarma und als Begleitung für jede medizinische Therapie eingesetzt. Durch die äussere Ölung (meistens unterstützt durch eine innere Ölung) wird der Körper weich. Die Abfallstoffe und Gewebegifte lösen sich und werden durch die anschliessende Schwitzbehandlung ausgeleitet.

Bei regelmässiger Anwendung wirken die einzelnen Behandlungsformen verjüngend, zellerneuernd und vitalisierend. Darüber dienen sie der Gesundheitsvorsorge, der Stärkung des Immunsystems und unterstützen das allgemeine Wohlbefinden von Körper und Seele. Man unterscheidet zwischen gewebereduzierenden und gewebeaufbauenden Behandlungen. Zu den gewebeaufbauenden Massagen gehören die verschiedenen Ölmassagen. Die gewebereduzierenden Massagen (Trockenmassagen) unterstützen die Entgiftung und die Gewichtsreduktion.

Snehana – die Ölsalbungen

Unter dem Begriff werden alle Ölmassagen des Ayurveda zusammengefasst. Der ganze Körper (Abhyanga) oder nur Teilbereiche (Bauch, Rücken, Kopf, Gesicht und Füsse) werden mit auf den Hauttyp, die Konstitution und die Krankheitsbilder abgestimmten Ölen massiert. Die verschiedenen Massagen werden eingesetzt zur Stressreduktion, bei Schlafstörungen, zur Stärkung von Haut, Knochen und Muskeln, bei Beschwerden des Bewegungsapparates und zur allgemeinen Verbesserung des Immunsystems.

 

Dhara – der Ölguss

Die bekannteste Dhara-Behandlung ist der Shirodhara – der Stirnguss. Mehr als 20 Minuten lang fliesst ein Strahl aus warmem Öl (oder auch Buttermilch oder medizinische Abgüsse) auf die Stirn und schenkt einen Zustand tiefer Entspannung. Der Shirodhara wird im Wellbeingbereich zur Schönheitspflege und Entspannung eingesetzt, aber vor allem auch zur medizinischen Behandlung von Kopfschmerzen, Depressionen und Beschwerden des Nervensystems.

 

Garshan – die Seidenhandschuhmassage

Als Garshan bezeichnet man eine anregende Trockenmassage mit rauhen Seidenhandschuhen. Ähnlich wie bei einer Lymphdrainage wird der ganze Körper in seiner Ausleitung aktiviert. Damit werden auch Gewichtsreduktion und Gewebsstraffung unterstützt.

 

Udvarthana – die Trockenmassagen

Hier wird der Körper mit warmen Pulvern, Mehlen, Kräutern und Gewürzen abgerieben. Die Trockenmassagen wirken äusserst reinigend und belebend. Sie werden zur Gewebsentgiftung, zum Abbau von Wassereinlagerungen, angesammeltem Ama und Fettpolstern angewendet. Die Udvarthana ist auch die klassische Nachbehandlung einer Ölmassage.

 

Svedana – die Schwitzkuren

Schwitzen gehört zu jeder ayurvedischen Therapie, da es dem Körper hilft, Abfallstoffe zu verbrennen und auszuscheiden. Nach jeder Ölmassage sollte geschwitzt werden, um die aus den Geweben gelösten Überschüsse der drei Doshas zu eliminieren und das Agni anzuregen.

 

Pinda sveda – Gazesäckchen-Massage

Hier wird der Körper mit heissen Gazebeuteln ausgestrichen, die mit Kräutern, Gewürzen und speziellen Reisabkochungen gefüllt sind. Pinda Sveda wird vor allem bei Beschwerden des Bewegungsapparates wie Lähmungen, Arthritis, Muskelverhärtungen und Verletzungen eingesetzt. Die Behandlung stimuliert die Zellerneuerung und dient der Gewebsstraffung.  

 

  • Ayurveda-Beratung

 

Da sich Ayurveda als ganzheitliche Heilkunde versteht, sollte jede Ayurveda-Behandlung beratende Elemente beinhalten. Die Heilung von Krankheiten, aber auch die Förderung der Gesundheit bedarf der Betrachtung des Klienten in seiner körperlich, seelisch und geistigen Konstitution sowie seinen familiären, sozialen und ökonomischen Bezügen. Die Ernährungsberatung sowie die ayurveda-psychologische Beratung haben sich als eigene Schwerpunktmethoden bewährt. Sie haben das Ziel, den Klienten in seinem eigenen Bewusstseinsprozess (die Basis für Gesunderhaltung und Heilung) zu begleiten und zu unterstützen.

 

Ernährung

Was wir essen, hat einen elementaren Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit und seelische Zufriedenheit. Die ayurvedische Ernährung ist ein ganzheitliches System, in dem Körper, Geist und Seele gemäss den individuellen Bedürfnissen mit allen Nähr- und Vitalstoffen versorgt werden.

Das Besondere an der ayurvedischen Ernährungslehre ist, dass alle Nahrungsmittel unter Berücksichtigung der individuellen Konstitution und des Stoffwechsels ausgewählt und zusammengestellt werden. Zudem wir die Art und Zubereitung der Speisen auf die Essgewohnheiten des Kulturkreises, auf Klima und Jahreszeiten abgestimmt. Das heißt, dass es nicht „die typische Ayurveda-Ernährung“ gibt, sondern dass sich jeder Mensch seine optimale Ernährungsform mit Hilfe der ayurvedischen Prinzipien zusammenstellen kann. Entscheidend für eine angemessene Ernährungsweise sind die Doshas und das Agni sowie die Herkunft, Lebenstradition und der Lebensstil des Einzelnen. Dadurch entsteht eine äußerst vielseitige Ernährungsweise, welche nicht nur wohlschmeckend, sondern auch sehr energiespendend ist.

Ein besonderer Schwerpunkt der ayurvedischen Ernährung liegt auf der guten Bekömmlichkeit und optimalen Verwertung der Speisen. Durch die appetitanregenden Gewürze, die leicht verdaulichen Kombinationen und die schonenden Zubereitungsformen kann der Stoffwechsel alle Bausteine in der Nahrung optimal aufschlüsseln und ein Höchstmass an vitaler Lebensenergie gewinnen. Nahrungsmittel, Gewürze und Küchenkräuter sind Teil der ayurvedischen Pflanzenheilkunde - die richtige Nahrung ist deshalb auch Grundlage für jede therapeutische Maßnahme. Ebenso weiß der Ayurveda um den starken Einfluss der täglichen Speisen mit ihren verschiedenen Geschmackskomponenten auf das psychische Wohlbefinden des einzelnen.

Die ayurvedische Ernährungslehre ist sehr vielseitig und differenziert. Qualifizierte Ernährungsberater helfen den Klienten, ihre Ernährungsgewohnheiten richtig zu interpretieren und in Harmonie zu bringen.

 

Lebensstil und Psychologie

Ayurveda verfügt nicht nur über hervorragende Therapieformen für das körperliche Gleichgewicht, sondern führt den Menschen mit seiner ganzheitlichen und tiefgründigen Psychologie und seinen spirituellen Therapieformen auch zu geistig-seelischer Gesundheit. Ein großer Teil aller Krankheiten und Beschwerden in unserer westlichen Welt beruht auf psychischer und psychosomatischer Grundlage. Nicht Mangelernährung oder Infektionen sind Hauptursache für die körperlichen Beschwerden, sondern Stress, psychische Beschwerden und Traumata aus der Vergangenheit. Falsche Gedankenmuster und unverarbeitete emotionale Eindrücke führen unweigerlich zu körperlichen Beschwerden und negativ besetzten Ausdrucksformen der Psyche. Damit stellt die Ayurveda-Psychologie eine wertvolle Therapieform für die moderne westliche Welt dar.

Die Aufgabe, Menschen auf ihrem Weg zu innerer Zufriedenheit, ganzheitlicher Gesundheit und spiritueller Erfüllung zu begleiten, ist ein wesentlicher Aspekt in der Arbeit mit Ayurveda und den vedischen Wissenschaften. Wie in vielen alten Hochkulturen finden wir auch im Ayurveda ein komplexes Wissen um die Zusammenhänge von Mensch, Natur und Kosmos. So beginnt Heilung im Ayurveda immer mit der fundierten Betrachtung der spirituellen und emotionalen Hintergründe der Entstehung der Krankheit sowie ihrer individuellen Entwicklungsphasen.

Eine spirituelle Psychotherapie ermöglicht dem Patienten eine tiefe Selbsterfahrung und Wachstum auf allen Ebenen des Seins. Mit Hilfe der inneren Weisheit und im Einklang mit der göttlichen Führung erfahren wir neue Impulse für ein Leben in Harmonie und Erfüllung, wodurch tiefe Heilungsprozesse und die Entdeckung des persönlichen Potenzials möglich werden. 

 

  • Ayurveda-Gesundheitsförderung

 

Unter Wellbeing werden aus ganzheitlicher ayurvedischer Sicht all die Empfehlungen und Massnahmen zusammengefasst, die nicht primär der Behandlung von Krankheiten dienen, sondern der Gesunderhaltung und Vorbeugung. Im Gegensatz zu den therapeutischen Ayurveda-Massagen haben die Behandlungen keinen ausleitenden Charakter, sondern dienen dem Aufbau von Lebensenergie und Freude.

Die entspannenden und gleichzeitig energiespendenden Behandlungen sind äusserst wohltuend und werden klassisch als Schönheits- und Verjüngungstherapie eingesetzt. Gerade in der heutigen Zeit mit starker Belastung durch Beruf, Familie und täglichen Pflichten sind die vitalisierenden Therapien und Massagen besonders wichtig geworden zum Stressausgleich. Sie stärken die innere Fülle, Harmonie und Schönheit.